Michael Kleeberg

1959 geboren, wuchs in Böblingen und Hamburg auf. Nach dem Abitur studierte er an der Universität Hamburg Politologie und Visuelle Kommunikation. Nach längeren Aufenthalten in Rom und Amsterdam ging er 1986 nach Paris, leitete dort bis 1994 eine Werbeagentur und zog dann in das Burgund. Neben der Veröffentlichung von Erzählungen und Romanen widmet sich Kleeberg auch der Übersetzung französischer und englischer Werke (Proust, Dos Passos u.a.). Derzeit lebt Michael Kleeberg in Berlin. Bekannt wurde Kleeberg mit Romanen, die Personen zeigen, denen ein Übermaß an Entscheidungsmöglichkeiten zum Verhängnis wird: So zeichnet sein Debütroman „Der saubere Tod“ (1987) ein illusionsloses Bild der links-alternativen Szene in Berlin. Politische Aufbruchstimmung mündet in passive Verweigerungshaltung und trotzige, politisch perspektivlose Provokation. Hagen Seelhorst, die Hauptperson aus „Proteus der Pilger“ (1993), vermittelt durch seinen Sozialisationsprozess ein satirisches Gesellschaftspanorama der 80er-Jahre. Weder die kleinbürgerliche Familie aus der er stammt, noch das politische Studentenmilieu oder Begegnungen mit alternativen Lebensformen in Italien bieten Möglichkeiten, die seine ganze Existenz auffangen können. In Erlangen liest Michael Kleeberg aus seinem im August erscheinenden Roman „Karlmann“. Karlmann „Charly“ Renn heiratet just am selben Tag, als Boris Becker ungesetzt das Finale in Wimbledon gegen den Südafrikaner Kevin Curren gewinnt. Beckers Sieg wird für Karlmann zum Symbol der eigenen Stärke, als Hinweis auf die Möglichkeiten und Fähigkeiten, die unbekannt und verborgen in ihm selbst ruhen. Der Roman konzentriert sich in fünf Momenten, einige Stunden eines Tages aus den Jahren 1985 bis 1989, auf die Hauptperson. In psychologischen Momentaufnahmen schildert der Roman unmittelbar die Gesamtheit der persönlichen Eindrücke, Gefühle und Gedanken der Hauptfigur. Viel erfährt der Leser dabei über den deutschen Jedermann, seine Wünsche und Sehnsüchte, seine gesellschaftlich bedingten geistigen Denkfehler und Hemmungen sowie die vielen kleinen Lebenslügen, denen er sich hingibt.
Auszeichnungen u.a.: Anna Seghers-Preis (1996), Lion-Feuchtwanger-Preis (2000), Stipendium des Deutschen Literaturfonds (2003, 2006).

Veröffentlichungen (Auswahl):
– „Böblinger Brezeln. Stories“, Schneekluth, München 1984 – „Der saubere Tod“, Roman, Schneekluth, München 1987, TB dtv, München 2005 – „Proteus der Pilger“, Roman, Mitteldeutscher Verlag, Halle 1993, TB dtv, München 2003 – „Barfuß“, Novelle, Kiepenheuer & Witsch, Köln 1995, TB dtv, München 1997 – „Der Kommunist vom Montmartre und andere Geschichten“, Kiepenheuer & Witsch, Köln 1997, TB dtv, München 2002 – „Ein Garten im Norden“, Roman, Ullstein, Berlin 1998, TB dtv, München 2001 – „Der König von Korsika“, Roman, DVA, München 2001, TB dtv, München 2003 – „Das Tier, das weint. Libanesisches Reisetagebuch“, DVA, München 2004, TB dtv, München, Oktober 2007 – „Karlmann“, Roman, DVA, München, August 2007

Sonntag, 26. August, 15 Uhr, Schlossgarten