Christian Schloyer

Er ist einer der wenigen Lyriker Deutschlands, der sein Dasein als „Schreibsüchtiger“ (so die Eigenbezeichnung) zur Gründung eines multifunktionellen Text-Dienstleistungs-Unternehmens genutzt hat. Christian Schloyer, der „schreibsüchtige“ Poet aus Erlangen, glaubt wie nur wenige seiner Kollegen vorbehaltlos an die Verführungskraft der Poesie. Seit zwei Jahren, seit dem Abschluss seines Studiums der Philosophie, Germanistik, Theater- und Medienwissenschaften, versucht er sich als freiberuflicher Schriftsteller. Dass er diese Existenzform nicht als das müßiggängerische Warten auf einschlägige Stipendien oder Fördergelder missversteht, demonstrierte er 2006 mit der Gründung des Unternehmens „textverstand.de“, das vom Ghostwriting bis zum „Schreibcoaching“ Text-Dienstleistungen aller Art anbietet. Bereits im Jahr 2000 hatte der 1976 in Erlangen geborene Poet die Autorengruppe und Schreibwerkstatt „Wortwerk“ gegründet. Der literarische Durchbruch gelang ihm 2004, als er den Hauptpreis beim 12. open mike gewann, dem bedeutendsten Literaturwettbewerb für Nachwuchsschriftsteller. In diesem Frühjahr hat er nun für viele Beobachter überraschend den Leonce-und-Lena-Preis erobert, den bedeutendsten Literaturpreis für junge Lyriker. Glaubt man Hans Jürgen Balmes, einem exzellenten Kenner der Lyrik-Szene, sind es vor allem erkenntnistheoretische Inspirationen, die sich in den jüngsten, dicht gefügten Gedichten des fränkischen Glückskinds manifestieren. Tatsächlich hat sich Christian Schloyer während seines Philosophiestudiums vorwiegend mit Erkenntnistheorie beschäftigt und für seine Gedichte offenbar eine eigene Wahrnehmungskunst daraus abgeleitet. Den Leonce-und-Lena-Preis gewann er vor allem durch seine subtilen Gemäldegedichte, in denen er Bilder von Edvard Munch oder Claude Monet auf so berückende Weise neu interpretierte, dass die jeweilige Bildvorlage und die poetische Imaginationskraft in originelle ästhetische Wechselverhältnisse treten und neue unerwartete Korrespondenzen schaffen. Neben Gemäldegedichten ist es auch das Genre des romantischen Liebesgedichts, dem Schloyer neue Valeurs abgewinnen will. Poetischer Verführungszauber heißt für diesen Autor vor allem, den Klangfaszinationen und Bedeutungsdifferenzen lautverwandter Wörter nachspüren, wie in dem Gedicht „die frau auf den brennenden händen nennt hennen“: „mund dieses wort / nenne ich mond / dieses wort benenne ich, lippe das papier / brennt der schlüssel brennt du / brennst ich brenne + das / ei, welches wort nennt seinen / namen brennt die beinahe / krähe über den flammen brennt die / frau auf den brenn- /enden händ ...“ In seinem Ende August erscheinenden Debütbuch „spiel · ur · meere“ beim derzeit erfolgreichsten deutschen Lyrik-Verlag, dem Kookbooks Verlag in Berlin, versammelt Christian Schloyer nun seine ambitioniertesten Dichtungen der letzten Jahre: „Sie stehen vor einem Apfelbaum, der vielleicht gerade Früchte trägt. Wann haben Sie sich das letzte Mal gefragt, was uns der Apfelbaum damit sagen will? ... Tun Sie dem Apfelbaum und sich etwas Gutes und legen Sie ihn nicht gleich um, wenn er für Sie keinen Sinn ergibt. Warten Sie ein wenig, bis Ihnen die Früchte vor die Füße fallen und genießen Sie!“ (M. B.)
Auszeichnungen u.a.: 1. Preis 12. open mike (2004), Leonce-und-Lena-Preis (2007).

Veröffentlichung (Auswahl):
– „spiel · ur · meere“, Gedichte, KOOKbooks, Idstein/Berlin, August 2007

Samstag, 25. August, 14.30 Uhr, Schlossgarten