Gabriele Leupold

Geboren 1954, studierte Russistik und Germanistik. Nach einem Forschungsaufenthalt an der Lomonossow-Universität in Moskau und einem Lehrauftrag für Deutsch als Fremdsprache an der Fukui-Universität in Japan hat sie sich vor allem als Übersetzerin für Russisch einen Namen gemacht. Neben ihrer Tätigkeit als Übersetzerin organisiert Gabriele Leupold Ausstellungen, Lesungen und Konzerte. 2003 produzierte sie zusammen mit Eveline Passet, Olga Radetzkaja, Anna Schibarowa und Andreas Tretner die Videodokumentation „Spurwechsel“, einen Dokumentarfilm zum Thema „Übersetzen“, der am 24. August begleitend zur Übersetzerwerkstatt im Foyer des Markgrafentheaters gezeigt wird. Zum 100. Geburtstag von Warlam Schalamow im Juli 2007 erschien im Verlag Matthes & Seitz der erste Band einer auf sechs Bände angelegten Werkausgabe in der Übersetzung von Gabriele Leupold, herausgegeben von Franziska Thun-Hohenstein. Warlam Schalamow ist einer der wichtigsten Schriftsteller, die den Lageralltag literarisch verarbeitet haben. 1929 wurde er wegen „konterrevolutionärer Agitation“ zu fünf Jahren Lagerhaft verurteilt. 1937 wurde er zum zweiten Mal verhaftet und nach Sibirien, in die Region Kolyma, deportiert. Nach Stalins Tod 1956 kehrte er nach Moskau zurück, wo er 1982 in einer psychiatrischen Klinik starb. Schalamow hat den Glauben an die Kunst verloren. „Erzählungen aus Kolyma“ sind keine Erinnerungen und, genau genommen, auch keine Erzählungen, sondern „nichtliterarische Literatur“: authentische Berichte vom Kältetod der menschlichen Seele. (A. LS.)
Auszeichnungen u.a.: Stipendium der Dialogwerkstatt Zug (1997), Paul Celan-Preis (2002).

Übersetzungen (Auswahl):
– Ossip Mandelstam: „Gespräch über Dante“, zus. mit Wolfgang Beilenhoff, Henssel, Berlin 1984 – Michail Bachtin: „Rabelais und seine Welt“, Suhrkamp, Frankfurt a.M. 1987 – Boris Groys: „Gesamtkunstwerk Stalin“, Hanser, München 1988 – Leonid Dobytschin: „Die Stadt N“, Roman, S. Fischer, Frankfurt a.M. 1989 – Sergej Dowlatow: „Die Unsren. Ein russisches Familienalbum“, S. Fischer, Frankfurt a. M. 1990 – Boris Groys: „Ilja Kabakov. Die Kunst des Fliehens“, Hanser, München 1991 – Andrej Belyj: „Kotik Letajew“, Roman, S. Fischer, Frankfurt a.M. 1993 – Boris Groys: „Ilja Kabakov. Die Kunst der Installation“, Hanser, München 1996 – Boris Pasternak: „Eine Brücke aus Papier. Briefe an die Eltern und Schwestern“, S. Fischer, Frankfurt a.M. 2000 – Andrej Belyj: „Petersburg“, Roman, Insel, Frankfurt a.M. 2001 – Gohar Markosjan: „Penelope, die Listenreiche“, Rowohlt, Berlin 2002 – Jurij Mamlejew: „Die irrlichternde Zeit“, Suhrkamp, Frankfurt a.M. 2003 – Warlam Schalamow: „Durch den Schnee. Erzählungen aus Kolyma I“, Werke in Einzelbänden Bd. I, Matthes & Seitz, Berlin 2007

Freitag, 24. August, 11 Uhr, Markgrafentheater Bühnenhaus