Thommie Bayer

Er landete Schallplatten-Hits als Liedermacher („Der letzte Cowboy kommt aus Gütersloh“), spielte in US-Army-Clubs Schlagzeug in einer Soulband, begeisterte seine Fans auf Popfestivals als Frontmann mit seiner eigenen Band (9 LPs!), präsentierte und verkaufte seine gemalten Bilder in Galerien, schrieb (und schreibt immer noch) Drehbücher fürs Fernsehen und das Kino, verfasste Sketche und Glossen für das Radio, stand als Kabarettist auf der Bühne – einen derart vielseitigen und es auf jedem seiner Gebiete zur Meisterschaft bringenden Künstler wie den 1953 in Esslingen am Neckar geborenen Thommie Bayer findet man kein zweites Mal. Heute indes genießt der Kettenraucher und espressosüchtige, in der Peter Huchel-Stadt Staufen im Breisgau mit Frau und zwei Katzen lebende Thommie Bayer vor allem als Schriftsteller Anerkennung. Seit Ende der 70er-Jahre veröffentlicht er in den Kultstatus gehobene Bücher, zunächst Prosa gemeinsam mit dem Freund Thomas C. Breuer, dann zunehmend, nach autobiografischen Beschwörungen des eigenen, gelegentlich überaus wild-romantischen Lebens, fiktionale Romane auf eigenes Risiko. Ohne seinen vor heiterer Melancholie nur so vibrierenden Generationsroman „Das Herz ist eine miese Gegend“ (1991) wären jene an sensiblen literarischen Beschwörungen der Liebe und des Verlangens nicht eben armen Jahre nicht so reich. Kaum jemand sonst hat über den „Sexappeal“ der 70er-Jahre so stimmig und unterhaltsam erzählt wie er. Den psychologischen Verwirrungen des Liebesgeschehens hat sich Thommie Bayer auch im Weiteren mit immer raffinierter werdenden erzählerischen Mitteln gewidmet. „Das Aquarium“ ist einer der Romane eines Autors, der auch beim literarischen Erzählen das Kino nicht aus dem Kopf bekommt. Alfred Hitchcocks „Fenster zum Hof“ stand hier Pate. Nach „Die gefährliche Frau“ und dem ebenso erfolgreichen Roman mit einer sehr ungewöhnlichen Liebesbeziehung, „Singvogel“, steht ein Glücksversprechen ganz anderer Art im Zentrum des Geschehens. In seinem neuen Roman „Eine kurze Geschichte vom Glück“ erzählt Bayer sanft ironisch von einem Zeitgenossen, der als Auftragsschreiber sein Geld verdient – ein Flaneur mit Faible für tolle Kleidung und Autos –, Millionen im Lotto gewinnt, aber trotzdem nicht glücklich wird. Seine Frau hat ihn zeitgleich verlassen. Was folgt, sind Stationen im Leben eines armen Teufels, der noch eine ganz andere Rechnung zu begleichen hat ... (H. St.)
Auszeichnungen u.a.: Stipendium der Kunststiftung Baden-Württemberg (1990), Thaddäus-Troll-Preis (1993).

Veröffentlichungen (Auswahl):
– „Eine Überdosis Liebe“, Roman, Rowohlt, Reinbek 1985 – „Einsam, Zweisam, Dreisam“, Roman, Rowohlt, Reinbek 1987, TB Piper, München 2007 – „Das Herz ist eine miese Gegend“, Roman, Rowohlt, Reinbek 1991 – „Spatz in der Hand“, Roman, Eichborn, Frankfurt a.M. 1992, TB Piper, München 2006 – „Der Himmel fängt über dem Boden an“, Roman, Eichborn, Frankfurt a.M. 1994, TB Piper, München 2005 – „Der neue Mann und das Meer“, Prosa, Goldmann, München 1995 – „Irgendwie das Meer“, Gedichte, Eichborn, Frankfurt a.M. 1995 – „Der langsame Tanz“, Roman, Eichborn, Frankfurt a.M. 1998, TB Piper, München 2004 – „Andrea und Marie“, Roman, Blanvalet, München 2001 – „Das Aquarium“, Roman, Eichborn, Frankfurt a.M. 2002, TB Droemer/Knaur, München 2005 – „Die gefährliche Frau“, Roman, Piper, München 2004, TB ebd. 2006 – „Singvogel“, Roman, Piper, München 2005, TB ebd. 2006 – „Eine kurze Geschichte vom Glück“, Roman, Piper, München, August 2007
Film und Fernsehen (Auswahl):
– „Tatort – Brandwunden“, ARD 1998 – „Andrea und Marie“, ZDF 1998 – „Wenn man sich traut“, ZDF 1998
Musik (Auswahl):
– „Fliegender Teppich von Gleis Acht“, CD, Ciao 1988 – „Das blaue Wunder“, CD, RMG 1996 – „Cowboys und Indianer“, CD, Melos 1998

Sonntag, 26. August, 17.30 Uhr, Schlossgarten