Kathrin Groß-Striffler

Ihre Biografie verzeichnet – für eine deutsche Schriftstellerin eher ungewöhnlich – den Beruf der Farm-Managerin auf einer Pferderanch in den USA. Anderthalb Jahre lang spielten die Einhufer eine Hauptrolle in Kathrin Groß-Strifflers Leben, doch aus ihrer Literatur sind sie nie entschwunden. Auch in ihrem neuen Roman „Gestern noch“ bringt ein Pferd die Geschichte ins Rollen: Maria, Tochter aus gutbürgerlichem Haus, die im so genannten „Millionenviertel“ der Kleinstadt lebt, betritt den Hof von Johann, um dort reiten zu lernen. Trotz des großen Altersunterschieds zwischen der Abiturientin und dem 30-jährigen Bauern entspinnt sich eine tragische Liebesgeschichte, die von Johanns jüngerem Bruder erzählt wird. Sein Blick auf die beiden kann freilich nicht neutral ausfallen – auch er liebt dieses Geschöpf aus einer anderen Welt, in der es Bücher, ja sogar einen Swimmingpool im Garten gibt. Gegen den Widerstand aller vier Elternteile („Öl und Wasser vermischen sich nicht“) heiraten Johann und Maria, doch Kathrin Groß-Striffler steuert an, was sie selbst ein „trauriges Happyend“ nennt: „Sie lieben sich so, dass sie nicht auseinander gehen können, aber sie finden aneinander auch viel, was sie unglücklich macht“, beschreibt sie das Dilemma der Liebenden im Interview. Sind Bücher aus dem ländlichen Milieu automatisch Kolportage oder vermutet das die Literaturkritik nur blindlings, weil ihre Exponenten das Landleben fluchtartig hinter sich gelassen haben? „Gestern noch“ spaltete jedenfalls die Kritik. Hämisch sprach die Kritikerin der Wochenzeitung „Die Zeit“ von „versteinertem Kitsch“, während der Rezensent der „Frankfurter Rundschau“ ein „berückend sinnliches, berührendes Buch voller malerischer Bilder“ las. Wer von beiden sich irrt, wird das Erlanger Publikum selbst entscheiden können – nicht zuletzt lohnt das Zuhören, weil die schlackenlose Liebesgeschichte im Stile großer Novellen des 19. Jahrhunderts im Fränkischen spielt. (F. F. W.)
Kathrin Groß-Striffler, geboren 1955, studierte Anglistik und Romanistik in Deutschland, Frankreich und den USA. Heute lebt sie in Jena.
Auszeichnungen u.a.: Marburger Literaturpreis (2000), Alfred Döblin-Preis (2003).

Veröffentlichungen (Auswahl):
– „Das Gut“, Roman, Reclam, Leipzig 2003 – „Die Hütte“, Roman, Aufbau, Berlin 2003, TB ebd. 2005 – „Herr M. und der Glaube ans Glück“, Erzählungen, Reclam, Leipzig 2004 – „Gestern noch“, Roman, Aufbau, Berlin 2007

Sonntag, 26. August, 16.30 Uhr, Schlossgarten