Burkhard Spinnen

1956 in Mönchengladbach geboren. Studium der Germanistik, Publizistik und Soziologie in Münster. Dann wissenschaftlicher Assistent am germanistischen Institut der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit – er veröffentlicht Erzählungen, Romane, Essays und auch ein sich an jugendliche wie erwachsene Leser gleichsam richtendes Kinderbuch („Belgische Riesen“) – lehrt Spinnen an verschiedenen Hochschulen. 1997 hält er die Poetikvorlesung der Universität Duisburg, 1998–2000 vertritt er die Professur für literarische Ästhetik am Literaturinstitut Leipzig. Burkhard Spinnen lebt als freier Schriftsteller in Münster. Mit den Erzählbänden „Dicker Mann im Meer“ (1991) und „Kalte Ente“ (1994) tritt Spinnen erstmals literarisch an die Öffentlichkeit. Seine hintersinnigen Geschichten aus dem Alltag – dargeboten in „provozierend disziplinierter Syntax“ (Hajo Steinert) – werden durch die Kritik begrüßt. Die durchschnittlichen Erzählsubjekte haben sich eingerichtet, ein ausgeklügeltes System aus profanen Handlungen kompensiert die Abwesenheit von Sinn, bietet Halt und Stabilität. In den Erzählungen wird die Lebensroutine der Personen kurzzeitig durch unvorhergesehene Ereignisse oder auch durch ihre verborgenen Wünsche und Vorstellungen unterbrochen. Trotz der Skurrilität der von Spinnen geschilderten Situationen und Ereignisse ist er kein Humorist des Alltags. Die alltägliche Lebenswelt ist das bekannte, doch auch verstörende Terrain, in dem die Personen ihre Beziehung zu sich und zur Welt gestalten. Burkhard Spinnens soeben erschienener Roman trägt den Titel „Mehrkampf“. Die Hauptfigur, Roland Farwick, wird zu Beginn durch mehrere Schüsse niedergestreckt und entkommt nur mit knapper Not. Vor 20 Jahren wurde der ehemalige Weltrekordler im Zehnkampf der Lächerlichkeit preisgegeben, als er bei den Olympischen Spielen in Los Angeles als klarer Favorit disqualifiziert wurde, nachdem er zweimal beim Weitsprung übertrat. Der ermittelnde Kommissar Ludger Grambach ist gleichsam ein Gescheiterter, ein Hochbegabter, der noch auf seine Bestimmung wartet. Beide haben sich notdürftig in der Wirklichkeit eingerichtet, sind vergangenheitsfixiert und unfähig, im Jetzt Verantwortung zu übernehmen. Auf der Folie des Kriminalromans bildet Spinnens Roman die seelische Verfassung einer ganzen Gesellschaft ab.
Auszeichnungen u.a.: Aspekte Literaturpreis (1991), Preis der Kärntner Industrie – Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb (1992), Kranichsteiner Literaturpreis (1996), Arbeitsstipendium des Deutschen Literaturfonds (1996/97), Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung (1999), Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis (2001), Stadtschreiber von Minden (2002), Herbert Quandt-Medien-Preis, Wirtschaftsbuchpreis der Financial Times Deutschland (2003), Deutscher Hörbuchpreis (2007). Mitglied des P.E.N.-Zentrums Deutschland.

Veröffentlichungen (Auswahl):
– „Dicker Mann im Meer“, Geschichten, Frankfurter Verlagsanstalt, 1991 – „Kalte Ente“, Geschichten, Schöffling & Co., Frankfurt a.M. 1994, TB btb, München 2002 – „Langer Samstag“, Roman, Schöffling & Co., Frankfurt a.M. 1995 – „Trost und Reserve“, Prosa, Schöffling & Co., Frankfurt a. M. 1996, TB S. Fischer, Frankfurt a.M. 1998 – „Modelleisenbahn. Kleine Philosophie der Passionen“, dtv, München 1998 – „Belgische Riesen“, Roman, Schöffling & Co., Frankfurt a.M. 2000, TB Bertelsmann, München 2004 – „Bewegliche Feiertage“, Essays, Schöffling & Co., Frankfurt a. M. 2000 – „Der schwarze Grat. Die Geschichte des Unternehmers Walter Lindenmaier aus Laupheim“, Schöffling & Co., Frankfurt a.M. 2003, TB btb, München 2002 – „Lego-Steine. Kindheit um 1968“, mit Zeichnungen von Kay Voigtmann, Schöffling & Co., Frankfurt a.M. 2004 – „Der Reservetorwart“, Geschichten, Schöffling & Co., Frankfurt a.M. 2004, TB btb, München 2006 – „KlarsichtHüllen. Ein Dialog über Sprache in der modernen Wirtschaft“, zus. mit Eberhard Posner, Hanser, München 2005 – „Kram und Würde“, Schöffling & Co., Frankfurt a.M. 2006 – „Mehrkampf“, Roman, Schöffling & Co., Frankfurt a.M., Juli 2007

Samstag, 25. August, 17.30 Uhr, Schlossgarten