Navid Kermani

„Tut mir leid, es dir so zu sagen, kann jetzt aber nicht anders. Meine kollegin maike anfang ist gestorben, die mit uns noch whisky trinken war. Einfach so. Ich weiß gar nichts mehr. Liebe grüße, korinna.“ Per SMS erfährt der knapp 40-jährige Event-Manager Dariusch – Protagonist in Kermanis aktuellem Roman „Kurzmitteilung“ – in seinem Rückzugsort Cadaqués vom Tod einer entfernten Bekannten. Naturgemäß ist er zunächst irritiert, sogar bestürzt über die so plötzliche wie abstrakte Konfrontation mit dem Tod. Aber da er die Frau nur flüchtig kannte, findet er zunächst keinen Grund, aus der Routine des spanischen Sommerabends auszubrechen. Sein Leben und das Leben als solches wird weitergehen, als wäre Maike Anfang nicht gewesen. Doch etwas sperrt sich in ihm dagegen, zur Tagesordnung überzugehen. Wieso stirbt Maike Anfang? Wieso stirbt jemand einfach so? Wenn ihr Tod ohne Grund war, muss es dann nicht auch sein Leben sein? In der Schlaflosigkeit des frühen Morgens beschließt er, sich in den Zug zu setzen und zurückzukehren nach Köln. Er will die Umstände des Todes erfahren oder wenigstens bei der Beerdigung anwesend sein. Er will der Verstorbenen gedenken. Navid Kermani, 1967 in Siegen geboren, ist deutscher und iranischer Staatsbürger, habilitierter Orientalist und lebt als freier Schriftsteller in Köln. Das Verhältnis zwischen Westen und Orient und der Kampf bzw. Dialog der Religionen sind wichtige Themen seiner Arbeit. Im Juni 2007 initiierte er zusammen mit Michael Kleeberg eine „Erklärung deutschsprachiger Schriftsteller und Schriftstellerinnen zu den neuerlichen Drohungen gegen Salman Rushdie“, in der er sich für die Freiheit der Kunst ausspricht und die mittlerweile von über 400 Schriftstellern, Verlegern, Übersetzern und Literaturwissenschaftlern unterzeichnet wurde.
Auszeichnungen u.a.: Ernst-Bloch-Förderpreis (2000), Jahrespreis der Helga und Edzard Reuter-Stiftung (2003), Europa-Preis der Heinz-Schwarzkopf-Stiftung (2004), Villa Massimo-Stipendium (2008).

Veröffentlichungen (Auswahl):
– „Gott ist schön. Das ästhetische Erleben des Koran“, C. H. Beck, München 1999, TB ebd. 2000 – „Iran – Die Revolution der Kinder“, C. H. Beck, München 2001 – „Dynamit des Geistes. Martyrium, Islam und Nihilismus“, Wallstein, Göttingen 2002 – „Das Buch der von Neil Young Getöteten“, Erzählung, Ammann, Zürich 2002, TB Kiepenheuer & Witsch, Köln 2004 – Annemarie Schimmel: „Auf den Spuren der Muslime“, Gesprächsband, Hrsg. zus. mit Hartmut Bobzin, Herder, Freiburg 2002 – „Vierzig Leben“, Ammann, Zürich 2004 – „Du sollst“, Erzählungen, Ammann, Zürich 2005 – „Strategie der Eskalation. Der Nahe Osten und die Politik des Westens“, Wallstein, Göttingen 2005 – Mehdi Bazargan: „Und Jesus ist sein Prophet. Der Koran und die Christen“, Hrsg., C. H. Beck, München 2006 – „Kurzmitteilung“, Roman, Ammann, Zürich 2007

Freitag, 24. August, 18.30 Uhr, Markgrafentheater Oberes Foyer und Samstag, 25. August, 14 Uhr, Schlossgarten