Gerhard Seyfried

Eines Tages scheint Gerhard Seyfried das Lachen abhanden gekommen zu sein. Dieses breite Lachen aus einem anarcho-schwarzen Bart, mit dem seine knollennasigen Szene-Typen die deutsche Polizei lange Zeit herausgefordert haben. Seyfried, 1948 in der bayerischen Landeshauptstadt geboren, war der Kultzeichner erst der Münchner, dann der Berliner Sponti-Bühne. Seine Comics verulkten die eigenen Helden mit derselben Sympathie, mit der sie deren bürgerliche und juristische Gegner an Straßenwände, in Satiremagazine und auf Buchseiten bannten. Für seine grafische Kunst und seinen radikalen Witz wurde Gerhard Seyfried als bester deutscher Zeichner 1990 mit dem Max und Moritz-Preis des Internationalen Comic-Salons Erlangen ausgezeichnet. Aber dann waren die Zeiten des Zeichnens vorbei. Im Jahr 2003 ließ er alle Grafik um die Buchstaben in Sprechblasen weg und veröffentlichte seinen ersten, viel beachteten Geschichtsroman „Herero“ über den Aufstand im Süden Afrikas zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Sein zweiter Roman „Der schwarze Stern der Tupamaros“ blendet zurück in die Bundesrepublik der 70er-Jahre, als sich Teile der Jugendbewegung radikalisierten. Im nächsten Jahr wird Gerhard Seyfried ein Buch über den Boxeraufstand in China vollenden. (H. H.)

Veröffentlichungen (Auswahl):
– „Wo soll das alles enden“, Comic, Rotbuch, Berlin 1978, Neuauflage ebd. 2005 – „Freakadellen und Bulletten“, Comic, Elefanten-Press, Berlin 1979 – „Invasion aus dem Alltag“, Comic, Rotbuch, Berlin 1980 – „Das schwarze Imperium“, Comic, Rotbuch, Berlin 1984 – „Starship Eden“, Comic, zus. mit Ziska Riemann, Carlsen, Hamburg 1999 – „Herero“, Roman, Eichborn, Berlin 2003, TB Aufbau, Berlin 2004 – „Der schwarze Stern der Tupamaros“, Roman, Eichborn, Berlin 2004, TB Aufbau, Berlin 2006

Freitag, 24. August, 20 Uhr, Orangerie