Der Markt der Märchen – Das Podium zur Fantasy
Gesprächsrunde mit Monika Felten, Dieter Winkler, Franz Rottensteiner, Moderation: Herbert Heinzelmann

Ob das ein Zeichen von Skepsis gegenüber der Zukunft ist? In den 1990er Jahren begann sich in Deutschland bei der Leserschaft wie bei den Autoren das Interesse abzuwenden von den futuristischen Entwürfen der Science-Fiction. Stattdessen startete die Queste in literarische Regionen, in denen barbarische Helden schwere Schwerter schwingen, wunderliche Rassen wie Elfen, Zwerge, Trolle, Orks koexistieren oder Kriege führen und Magier das Sagen haben. Damals war die Zeit der deutschen Entdeckung von J. R. R. Tolkiens Roman „Der Herr der Ringe“ schon rund 25 Jahre vorbei. Tolkien hatte bekanntlich viele fantastische Motive aus Märchen und Sagen zu einem vielgestaltigen Abenteuer-Reich verbunden und damit das Subgenre Fantasy begründet, das neben Science Fiction, Mystery und Horror den Bereich moderner fantastischer Literatur ausfüllt. Die anrollende Fantasy-Lawine (übrigens eine globale Erscheinung) bereitete die massive Rückkehr Tolkiens auf den Kinoleinwänden wie in der Literaturszene vor. Unterstützt wurde das Phänomen vom immensen Erfolg der Harry-Potter-Romane und ihrer Verfilmungen, sowie vom populären Trend zu Rollen- und Computerspielen, in denen die Protagonisten in die Masken von Fantasy-Figuren schlüpfen. So hat sich innerhalb weniger Jahre in Deutschland eine (inter-)aktive Gemeinschaft von Fantasy-Fans aufgebaut und eine rasch wachsende Gruppe von teils ganz neuen Autoren hervorgebracht, die den Fantasy-Hunger mit immer neuen Variationen des Tolkienschen Kosmos bedienen. Dieses Phänomen will diskutiert sein. Was sind seine Auslöser: Zukunftsängste? Rückwärts gewandte Sehnsüchte? Spirituelle Wünsche? Marktmechanismen? Welche Möglichkeiten bietet das Genre überhaupt, sowohl im Binnenraum seiner Topoi wie bei den Möglichkeiten, aus diesem Binnenraum auf reale Verhältnisse zu verweisen? Sind die Stoffe begrenzt oder unendlich? Ist die Welt der Fantasy naiv oder komplex? Wie funktioniert die Interaktivität zwischen Literatur, Spiel, audiovisuellen Medien? Was nehmen wir mit, wenn wir einem Elf begegnen oder einem Troll?
Herbert Heinzelmann

Samstag, 26. August, 15 Uhr, Orangerie im Schlossgarten