Klaus Peter Dencker – Zwischen Schrift und Bild

Klaus Peter Dencker, geboren 1941, zählt zu den Begründern der Visuellen Poesie. Die Städtische Galerie Erlangen zeigt anlässlich des 26. Erlanger Poetenfestes eine retrospektive Ausstellung seines Werkes.
In den Montagen, Collagen und Objekten Denckers werden Sprache und Wort, Buchstabe und Bild zum Material. „Das standardisierte Korsett der Schrift wird bei Klaus Peter Dencker ästhetisch aufgebrochen und gestaltend neu zusammengesetzt. Die strukturelle Auffassung von Text als Textur ist kennzeichnend für die bei ihm zu beobachtende Verräumlichung der Schrift“, so Bernd Evers, der ehemalige Leiter der Kunstbibliothek Staatliche Museen zu Berlin, in deren Besitz sich ein großer Teil des Werkes von Klaus Peter Dencker befindet.
Zwischen Bild und Sprache bewegt sich Denckers Werk. Wie bei Vexierbildern neigt sich das Pendel in den Arbeiten manchmal mehr zur Sprache, manchmal mehr zum Bild hin. Doch ist das Werk Poesie und die Bilder, die bisweilen wie „optische Partituren“ erscheinen, sind Texte und somit Literatur, in welcher die Bildzeichen den Wortzeichen vorgezogen werden. Wie Literatur auch, wollen sie gelesen werden, in ihrer Verrätselung und Konkretisierung, in ihren lyrischen und dramatischen Momenten, ihren privaten und politischen Mitteilungen. Mit Bildern und Bildzeichen, handschriftlichen eigenen Texten und Fremdzitaten, mit Fundstücken des privaten und medialen Alltags sind die Bildpoeme und Erzählungen häufig in der Form der Sequenz formuliert.
„Die Visuelle Poesie“, schreibt Klaus Peter Dencker, „reagierte schon immer auf die jeweils zu ihrer Zeit neuen Medien – auf den Stein, die Papyrusrolle, das Buch, die Zeitung, die Fotografie, den Film, bis heute zu den elektronischen Medien. Das Reagieren auf die Medien und ihre Einbeziehung haben den Umweltbezug und den selbstverständlichen Umgang mit Alltagsmaterialien als Bezugspunkte in die Visuelle Poesie gebracht. Visuelle Poesie hat darum mehr als andere poetische Ausdrucksformen etwas mit Kommunikation zu tun, mit dem Verhältnis von produzierendem Autor und ebenso produktivem Rezipienten. Die Produktivität des Lesers und Betrachters ist Teil der poetischen Realität des vom Autor entworfenen Konzepts. Die offene Form des Gedichts erweist sich dann als offen, wenn im gemeinsamen Schaffensprozess von Autor und Leser das für den jeweiligen Rezipienten gültige Gedicht erst entsteht. Die Botschaften der Visuellen Poesie sind damit auf zweifache Weise, und ohne die Absicht, zu objektivieren und Allgemeingültiges zu sagen, sehr subjektiv gegründet: einerseits durch das subjektive Bezugssystem des vom Autor gebildeten Materialrahmens und andererseits durch das jeweils andere subjektive Assoziations- und Kombinationsvermögen des Rezipienten.“
Klaus Peter Dencker, der heute in Ahrensburg bei Hamburg lebt, ist Literaturwissenschaftler, war von 1965 bis 1974 Assistent von Prof. Dr. Ulrich Fülleborn am Deutschen Seminar der Universität Erlangen-Nürnberg, war Erster Redakteur und Filmemacher beim Saarländischen Fernsehen und zuletzt bis 2002 Leitender Regierungsdirektor der Kulturbehörde Hamburg.
In der Ausstellung werden auch Filme über Visuelle Poesie von 1972 und 1984 gezeigt sowie der Film „Kongressstadt Erlangen“ von 1974. (L. P.)

Zur Ausstellung ist eine Monografie erschienen: Klaus Peter Dencker, „Visuelle Poesie 1965–2005“, herausgegeben von der Kunstbibliothek/Staatliche Museen zu Berlin/Preußischer Kulturbesitz, Verlag Bibliothek der Provinz, Weitra. 318 Seiten, 312 Abbildungen, 40 Euro.

Gespräch zwischen Klaus Peter Dencker und Ulrich Ernst: Freitag, 25. August, 18 Uhr, Städtische Galerie Erlangen

Hinweis: Am Freitag, 8. September 2006, 20 Uhr, tritt Klaus Peter Dencker in einer „Poetenfest-Nachlese“ mit seiner Band Jazzbreeze im Theater in der Garage in Erlangen mit dem Programm „Jazz & Unsinnspoesie“ auf.

25. August bis 24. September 2006, Städtische Galerie Erlangen
Öffnungszeiten: Di–Fr 10–18 Uhr, Sa/So 10–17 Uhr, Fr, 25.8. und Sa, 26.8., 10–23 Uhr, So, 27.8., 10–17 Uhr
Eintritt: 2,- Euro

 

Website:
www.staedtische-galerie-erlangen.de

eMail:
galerie@stadt.erlangen.de