Elke Schmitter Wer sich als Literaturkritiker auf die andere Seite wagt und selbst Romane schreibt, darf mit heftigen Verrissen von der eigenen Zunft rechnen. Man denke nur an Fritz J. Raddatz, dessen sämtliche belletristischen Werke bei der Kritik in Bausch und Bogen durchfielen. Der 1961 geborenen Elke Schmitter aber ist das Kunststück geglückt: Die Journalistin und Kritikerin war Chefredakteurin der „taz“, freie Mitarbeiterin bei „Der Zeit“ und der „Süddeutschen Zeitung“, ist seit 2001 „Spiegel“-Redakteurin und trotzdem erfolgreiche Autorin. Zwar fand ihr Romanerstling „Frau Sartoris“, den Elke Schmitter im Jahr 2000 auch auf dem Poetenfest vorstellte, in der Kritik geteilte Aufnahme. Doch als das damals noch aktive Literarische Quartett das Buch ausgesprochen lobte, wurde aus „Frau Sartoris“ ein Bestseller. Der gleichzeitig humorige, tragische und kriminalistische Ehebruchsroman aus der deutschen Provinz der 60er und 70er Jahre, der mit einem veritablen Totschlag endet, verkaufte sich mehr als 100.000 Mal und wurde in rund 15 Sprachen übersetzt. An diesen Erfolg konnte die Autorin mit ihrem zweiten Roman „Leichte Verfehlungen“ nicht anknüpfen. Der Konversations- und Gesellschaftsroman um drei Freundinnen aus der Berliner Intellektuellenszene fiel durch bei der Kritik. Sehr viele positive Stimmen erntet Elke Schmitter derzeit für ihren neuen Roman „Veras Tochter“, der auf raffinierte Weise an „Frau Sartoris“ anknüpft. Die Ich-Erzählerin Katharina, die beim Friseur auf eine Rezension von „Frau Sartoris“ stößt, sieht in dem Roman die Ehebruchsgeschichte ihrer Mutter bis ins Detail beschrieben und schaltet eine Rechtsanwältin ein, um ihre Persönlichkeitsrechte zu schützen. Dass Elke Schmitter sich selbst in ihrem neuen Roman auftreten lässt, ist schon ein mutiges Spiel um Fiktion, Realität und Intertextualität. Fazit: „Ein Roman kann vielleicht wie das Leben sein, aber das Leben ist kein Roman.“ (D. K.)Auszeichnungen u. a.: Literaturpreis der Stadt Krefeld (2000). Veröffentlichungen (Auswahl): – „Windschatten im Konjunktiv“, Gedichte, Machwerk Verlag, Siegen 1982 – „Frau Sartoris“, Roman, Berlin Verlag, 2000, Taschenbuch ebd. 2002 – „Leichte Verfehlungen“, Roman, Berlin Verlag, 2002, Taschenbuch ebd. 2003 – „Kein Spaniel“, Gedichte, Berlin Verlag, 2005 – „Veras Tochter“, Roman, Berlin Verlag, 2006 Sa, 26.8., 18.30 Uhr, Schlossgarten |
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