Friederike Mayröcker Zur Welt und zur Sprache gekommen ist Friederike Mayröcker dort, wo sie immer noch am liebsten wohnt: in ihrer „Schreibstadt“ Wien, am 20. Dezember 1924. Ihr Vater ist Lehrer, ihre Mutter, „den Künsten ergeben“, Modistin. Friederike Mayröcker, ein Einzelkind, verbringt bis zum elften Lebensjahr die Sommermonate in Deinzendorf im Weinviertel, und manche ihrer Erinnerungen, die später in ihrem literarischen Werk erscheinen, gehen auf diese Zeit zurück. Während des Krieges wird sie dienstverpflichtet; von 1945 an übt sie 23 Jahre lang ihren Brotberuf als Englischlehrerin aus. Sie heiratet den Lehrer Georg Heindl; nach drei Jahren wird die Ehe wieder geschieden. Friederike Mayröcker hatte bereits mit fünfzehn Jahren zu schreiben begonnen. 1946 erscheint ihr erstes Gedicht in der Zeitschrift „Plan“, weitere werden Anfang der 50er Jahre in verschiedenen Zeitschriften veröffentlicht. 1954 schließlich lernt sie Ernst Jandl kennen; aus der Begegnung auf den Innsbrucker Jugendkulturwochen entwickelt sich eine enge Freundschaft und Zusammenarbeit. 1967–1971 vorwiegend Arbeit an Hörspielen (vier davon zus. mit Ernst Jandl), später zahlreiche Produktionen zusammen mit dem Regisseur Klaus Schöning und dem „Studio Akustische Kunst“ des Westdeutschen Rundfunks. Neben der Hörspielarbeit entstehen in den 70er Jahren zunächst Bücher mit szenischer Prosa, teils in der Collage-Technik des Dada, teils in persiflierter Comic-Strip-Technik und Gedichtbände. Seit den 80er Jahren im Wechsel umfangreiche Prosabücher und Gedichtbände, was Friederike Mayröcker bis heute eindrücklich dokumentiert. (A. B.)Auszeichnungen u. a.: Hörspielpreis der Kriegsblinden zus. mit Ernst Jandl (1968), Georg Trakl-Preis (1977), Großer Österreichischer Staatspreis für Literatur (1982), Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold (1985), Friedrich Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg (1993), Großer Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste (1966), Else Lasker-Schüler-Preis (1996), Meersburger Droste-Preis (1997), America Awards Prize (1997), Georg Büchner-Preis (2001), Karl Sczuka-Preis (2001), Premio Internationale (2003). Mitgliedschaften u. a.: Akademie der Künste Berlin, Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung Darmstadt, Grazer Autorenversammlung. Veröffentlichungen (Auswahl): – „Tod durch Musen. Poetische Texte“, Gedichte, mit einem Nachwort von Eugen Gomringer, Rowohlt, Reinbek 1966 – „Die Abschiede“, Prosa, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 1980 – „Magische Blätter“, mit einer Zeichnung der Autorin, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 1983 – „Winterglück. Gedichte 1981–1985“, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 1986 – „mein Herz mein Zimmer mein Name“, Prosa, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 1988 – „brütt oder Die seufzenden Gärten“, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 1998 – „Requiem für Ernst Jandl“, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 2001 – „Gesammelte Prosa. 1949–2001“, hrsg. von Klaus Reichert zus. mit Marcel Beyer und Klaus Kastberger, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 2001 – „Gesammelte Gedichte 1939–2003“, hrsg. von Marcel Beyer, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 2004 – „Und ich schüttelte einen Liebling“, Roman, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 2005 Theater (Auswahl): – „NADA.NICHTS. Ein Konversationsstück“, UA Wiener Festwochen, Schauspielhaus Wien 1991 Hörspiele (Auswahl): – „Fünf Mann Menschen“, SWF 1968 – „Arie auf tönernen Füszen“, WDR 1970 – „Bocca della verita“, ÖR 1977 – „So ein Schatten ist der Mensch“, RIAS Berlin/WDR/NDR/ÖR 1982 – „Die Umarmung, nach Picasso“, WDR 1986 – „Repetitionen, nach Max Ernst“, WDR/NDR 1989 – „Schubertnotizen, oder das unbestechliche Muster der Ekstase“, WDR 1994 – „Getrude Stein hat die Luft gemalt“, DLF 2005 Fernsehen (Auswahl): – „Traube“, zus. mit Ernst Jandl und Heinz von Cramer, WDR 1971 – „Beobachtung einer Figur“, SR 1981 So, 27.8., 20 Uhr, Markgrafentheater |
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